Die Höhle von Pitsa
Von Mund zu Mund und von Großmüttern zu Enkelkindern reiste ein ganz bestimmtes Märchen. Es war eine Überlieferung, die von der Existenz einer „Feenhöhle“ auf dem Berg von Pitsa erzählte. So blieb die Sage zwar jahrhundertelang lebendig, aber niemand ahnte, was sie wirklich bedeuten würde. Bis im Jahr 1934 ein Hirte eine zerklüftete Höhle entdeckte. Heute zählt sie zu den bedeutendsten Funden der Weltkultur.
Der Grund dafür sind die bekannten „Malereien von Pitsa“ (vier an der Zahl) aus den Jahren 540-530 v. Chr. Die Höhle von Pitsa wird von den Einheimischen auch „die Höhle von Siaftoulis“ genannt.
Wo befindet sich die Höhle von Pitsa?
In der Nähe des Gipfels des Berges von Pitsa, den man nach einem anstrengenden, eineinhalbstündigen Aufstieg erreicht, öffnet sich der Höhleneingang (ca. 20 m). Heute ist die Höhle aber für die Öffentlichkeit geschlossen, da sie von den zuständigen Behörden als archäologische Stätte geschützt wird.
Warum wird sie als etwas Besonderes angesehen?
Als die Archäologen in der Höhle ankamen, sahen sie eine Reihe von Fundstücken, die darauf hinwiesen, dass es sich um einen Ort von großem historischem Wert handelte. Es ist überliefert, dass einer der Wissenschaftler beim Anblick der Funde ausrief: „Ich werde ganz sicher befördert!“ und feierte! Aber niemand konnte sich das ganze Ausmaß der Bedeutung des Fundes vorstellen.
Die Malereien von Pitsa gelten heute als die ältesten Malereien auf Holz in der Welt. Bis zu ihrer Entdeckung ging man davon aus, dass die erste Darstellung von Malerei auf Holz auf das 4. Jahrhundert v. Chr. zurückgeht, und zwar aufgrund von Malereien, die in Ägypten gefunden wurden. Die Kunstgeschichte hat jedoch ein weiteres „Kapitel“ hinzufügen können, nämlich indem es die Farben aus ... Korinth aufnahm!
Was bedeutete der Ort für die Menschen in der Antike?
Alles deutet darauf hin, dass die Höhle ein Heiligtum war, in dem zu Ehren einer Göttin oder eines Gottes Tieropfer dargebracht wurden. Es wird angenommen, dass es sich um eine Kultstätte der Göttin Artemis oder des Gottes Dionysos handelte. Der Ort muss in ganz Griechenland bekannt gewesen sein, denn es wurden hier Münzen aus vielen Teilen Griechenlands gefunden.
Diese Tatsache lässt den Schluss zu, dass Votivgaben im Heiligtum abgelegt wurden, so wie es heute in christlichen Kirchen noch praktiziert wird. Die Menschen kamen von weit her, entrichteten einen Obolus, um die Götter zu bitten, gesunde Kinder zu gebären.
Weitere Funde, die von den Gewohnheiten der damaligen Zeit zeugen
Die Malereien sind mit Sicherheit die wichtigste Entdeckung im Zusammenhang mit der Stätte, doch auch viele andere Gegenstände, die das Heiligtum umgaben, zeugen von den Gewohnheiten der alten Griechen und geben uns Hinweise auf ihre Rituale.
In der Höhle wurden die folgenden Objekte gefunden:
- Kykladische Figuren und Terrakotterfiguren - Es wird sogar erzählt, dass die Schüler, die am Tag der Entdeckung der Höhle an der Fundstelle ankamen, im Beisein des Lehrers und der Archäologen die Figuren in die Hand nahmen und zu spielen begannen. Der Lehrer schimpfte dann mit ihnen, damit sie nicht unwissentlich etwas zerstören würden.
- Vasen
- Andere Gegenstände aus Kupfer, Holz, Knochen - Charakteristisch sind die Knochen von Tierknöcheln, die wahrscheinlich Teil von Kultritualen waren.
- Münzen - Es wurden Münzen aus ganz Griechenland gefunden. Das lässt darauf schließen, dass die Stätte eine berühmte Kultstätte war. Die Menschen kamen und entrichteten einen Obolus und eine Votivgabe, wie es in der christlichen Religion heute noch üblich ist.